Aruna de la Ferme de l’Autan

GEBOREN AM 10.06.2005

Wir entschieden uns für eine Picard-Hündin mit dem Hintergedanken, mit ihr züchten zu können. Aus diesem Grund wählten wir auch eine Zucht aus, deren Linie bei uns nicht vertreten ist, so dass wir für den Deckrüden nicht „weiss-Gott-wohin“ hätten fahren müssen.

Als wir Aruna abholten fanden wir sie als ängstlichen, zitternden, sich versteckenden Welpen vor, der keinen Moment daran dachte, sich zu zeigen. Alle anderen kamen, die Mutter ebenfalls, wenn auch sehr zurückhaltend.

Als ich die Züchterin fragte, was mit Aruna passiert sei, bekamen wir eine banale Geschichte zu hören von der ich mir mehr als sicher war dass sie nicht stimmte (hinterher stellten wir auch fest, dass Aruna als Welpe eine Kopfverletzung gehabt haben musste).

Obwohl die Züchterin uns anbot, die andere Hündin zu nehmen, entschieden wir uns für Aruna, mit dem Wissen, dass wir uns das Züchten mit ihr ziemlich sicher abschminken konnten.

Und; um es vorweg zu nehmen: Aruna ist für mich die tollste und zuverlässigste Hündin die ich mir überhaupt vorstellen kann, und ich habe immens viel mit ihr lernen dürfen!  Auch wenn (oder gerade vor Allem weil) unser Start wohl eher als schwierig bezeichnet werden kann…

Von dem Moment an wo wir mit Aruna zu Hause angekommen waren hatte sie die „Pechvogel-Karte“ gezogen:

– Am ersten Tag wurde sie fast von einem anderen Hund gefressen

– Dann schnupperte sie an einem aufgehängten und aufgerollten Zaun der trotzdem noch am Strom hing (da ich direkt neben ihr stand verknüpfte sie den Stromschlag mit mir…)

– Als sie einmal unterwegs an einer Passantin schnuppern wollte (Aruna streckte vorsischtig ihre Nase in Richtung Frau, und ich freute mich so darüber dass sie den Mut gefasst hatte) schlug diese ihr die Tasche um den Kopf

Und das alles in der Welpenzeit! Das Resultat war, dass sie zu null und nichts mehr Vertrauen hatte.

Abgesehen davon begann ihr Stress schon am Morgen wenn der Wecker losging, denn sie hat die Zeit bei der Züchterin draussen verbracht.

Nach diesen drei Zwischenfällen wollte Aruna nicht mehr nach draussen, und da ich sie nicht nach draussen zerren wollte (noch mehr Stress), trug ich sie bis zu ½ Jahr eine ganze Strecke, bis zu dem Punkt wo ich wusste, ab da läuft sie halbwegs normal mit.

Zu Hause war sie (Stress sei Dank) hyperaktiv und hatte selber auch 100‘000 Ideen im Kopf, wie sie sich selber hätte beschäftigen können; sie war mir immer eine Nasenlänge voraus, frei nach dem Motto „wenn ich das eine nicht machen darf, mach ich halt etwas anderes; oder nochmals etwas ganz anderes!“.

Sie war blitzschnell im Denken, Lernen und Kombinieren, und wäre eine absolut tolle Arbeits-Hündin gewesen, wenn wir nicht die ganze Zeit mit Flicken und Nachholen von irgendwelchen verpassten Dingen beschäftigt gewesen wären!

Für Ruhepausen musste sie „Boxen-Stopps“ einlegen, selber konnte sie die Ruhe nicht finden.

Auch musste / durfte ich lernen zu unterscheiden ob sie „Mist“ machte wegen Stress, oder „Mist“ machte wegen Flausen im Kopf. Von diesem Unterschied hing ab ob es „Schimpfis“ gab, oder nicht. Und wenn ich falsch lag musste / durfte ich mir wieder Vertrauen erarbeiten…

Hundeschulen gab es leider keine, die uns konstant hätten weiterhelfen können. Meistens gingen wir eine Zeit lang hin, bis das Wissen der jeweiligen Hundeschule ausgeschöpft war. Wir setzten das Ganze zu Hause um, und wenn wir wieder anstanden ging die Sucherei nach einer (für uns) geeigneten Hundeschule weiter.

Heute scheint mir vieles einfacher, man findet gute Seminare bei guten Dozenten z.B. betr. Hyperaktivität beim Hund, oder Hormone und Verhalten, oder Ernährung und Verhalten, oder Schilddrüse und Verhalten. Alles tolles Wissen das damals für mich sehr hilfreich gewesen wäre. Heute weiss ich dank diesen Weiterbildungen, wieso vieles so gelaufen ist wie es ist…

Mittlerweile kenne ich so gut wie alle Facetten von Aruna, und ich weiss in (fast) jeder Situation wie viel Unterstützung / Führung sie von meiner Seite braucht, so dass sie die für sie schwierige Situation gut meistern kann. Auf diese Art kann sie wachsen, da ich sie immer loben kann, weil ich sie so gut wie keine Fehler machen lasse. Führung bedeutet für mich auch dass ich meinen Hund nicht in Situationen hineinlaufen lasse wo ich weiss, dass sie dann nicht klarkommt. Und so hat sie gelernt mir zu vertrauen; sie weiss dass ich vorausschaue, auch für sie. Das bedeutet Präsenz, durch diese dafür auch ein schönes Miteinander entstanden ist.

Heute sind Aruna und ich ein gutes und eingespieltes Team. Sie sucht in jeder für sie schwierigen oder unklaren Situation meinen Blick. So kann ich ihr sagen was sie zu tun hat, oder sie macht es schon von sich aus, wenn ich doch etwas verpasst habe. Wie z.B. letzten Winter wo ich das Pferd nicht bemerkte das von hinten kam, weil es schneite und ich so eingemummelt war. Als ich nach hinten schaute war das Pferd schon sehr, sehr nah, und ich realisierte dass Aruna mich anschaute, zum Pferd zurückschaute, und dann selber entschied in den Schnee zu hüpfen, sich hinzusetzen und zu warten bis das Pferd vorbei war. Und ich fand das so toll dass sie von sich aus so entschied, wie es in diesem Moment Sinn machte.

Auch Aruna ist mir gegenüber sehr präsent. Vor kurzem wartete sie in der Küche darauf, dass sie Luca’s Napf auslecken durfte. Da Luca (unser Langhaar-Whippet) ein schlechter Esser ist und auch noch den ganzen Boden versaut da er neben dem Napf isst, warte ich immer in der Küche (damit nicht die Einen immer dicker, und die Anderen immer dünner werden). Luca lief vom noch fast vollen Napf weg, Aruna machte einen Schritt in Richtung Napf. Ich dachte: „Da ist zu viel drin, das tu ich lieber in den Kühlschrank“, und während ich diesen Satz dachte, schaute Aruna mich kurz an. Sie lief weiter zum Napf, schaute kurz hinein und leckte dann alles was am Boden lag auf. Ich wartete weil ich schauen wollte ob sie sich dann dem Napf widmen würde, aber sie tat es nicht (obwohl sie sehr, sehr gerne isst); sie ging sich hinlegen, auf ihren Platz!

Wow, dachte ich!

Und solche Situationen erlebe ich immer wieder mit ihr; Aruna ist schlussendlich eine sehr eigenständige Hündin, und doch sehr darauf bedacht das Richtige zu tun!

Sie ist auch sehr freundlich zu anderen Tieren, so als ob sie niemandem zu nahe treten möchte. Unsere Katzen können sogar ihre Köpfe in Aruna’s Futternapf stecken wenn Aruna am Essen ist, oder ihr um die Beine streichen; Aruna isst einfach weiter und ignoriert sie.

Und wenn ich sie mit in den Hühnerstall nehme, geht sie ganz vorsichtig und auf Zehenspitzen herum, so als ob sie die Hühner nicht aufscheuchen möchte.

Sie ist für mich so leicht und leise führbar; und das finde ich absolut toll! Mit Aruna macht heute alles Spass! Wenn ich ihr etwas neues beibingen will, habe ich ihre volle Aufmerksamkeit, und sie ist voll bei der Sache!

Ich kann’s nicht anders sagen, für mich ist Aruna die tollste Hündin die es gibt, und der Weg, auch wenn er anfangs beschwerlich war, hat sich mehr als gelohnt! Ich bin so richtig stolz auf mein Mädel!

Palmira