Standard

STANDARD F.C.I. N°176 / 04.11.2008 / F

Datum der Erstveröffentlichung des gültigen Standards: 04.11.2008

Herkunft: Frankreich

Verwendung: Hüte- und Wachhund

FCI Klassifizierung:
Gruppe 1 – Hüte- und Treibhunde (ohne Schweizer Sennenhunde)
Sektion 1 – Schäferhunde mit Arbeitsprüfung

Kurze geschichtliche Zusammenfassung: Der Berger Picard ist ein recht ursprünglicher Hund. Es ist nicht mit Sicherheit geklärt, ob er direkt aus der französischen Picardie stammt, es ist jedoch als sehr wahrscheinlich anzunehmen, da rauhaarige Hüte- und Treibhunde in dieser Region im Nordwesten Europas weit verbreitet waren.

1863 wurden die ersten Picards auf einer Ausstellung in derselben Klasse wie Beaucerons und Briards gerichtet. Die ersten Züchtungen gehen auf das Jahr 1898 zurück. 1922 entwarf Paul  Megnin den ersten Rassenstandard. 1925 erlangte der Berger Picard seine endgültige Anerkennung.

Im Anschluss stagnierte die Zucht für einige Jahre. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begannen LiebhaberInnen der Rasse in der Picardie, der angenommenen Ursprungsregion, nach möglichst typvollen Hunden zu suchen, um die Rasse wieder zu beleben.

Nach vielen Jahren der Bemühungen zur offiziellen Anerkennung gründete Robert Montenot, ein anerkannter Hundefachmann, 1955 den ersten Rassenzuchtclub Les Amis du Berger Picard (Club der Berger Picard Freunde).

1959 erlangte der Club offizielle Anerkennung und veröffentliche 1964 seinen ersten Rassenstandard durch den S.C.C. Der heute gültige Rassenstandard wurde von J. C. Larive, Präsident des Clubs, und seinem Komitee in Zusammenarbeit mit R. Triquet erarbeitet.

Allgemeines Erscheinungsbild: Der Berger Picard ist von mittlerer Grösse. Er ist von kräftiger, rustikaler Erscheinung, harmonisch aufgebaut und gut bemuskelt, ohne schwerfällig zu wirken. Er ist sowohl im Stand als auch in der Bewegung elegant in seinen Formen.

Sein lebhafter und kluger Ausdruck ist gepaart mit seinem robusten Äusseren.

Wichtige Proportionen: Der Berger Picard ist mediolinear (mit mittellinigen Körperproportionen) aufgebaut. Seine obere Linie gemessen von der Schulter bis zur Kuppe sollte wenig über seiner Widerristhöhe liegen (zwischen 5 und 8%). Hündinnen haben im Allgemeinen eine etwas längere Rückenlinie als Rüden.

Der Schädel und der Fang sind von selber Länge.

Der Abstand von Ellbogen zu Boden entspricht der halben Widerristhöhe.

Verhalten/Temperament: Der Berger Picard besitzt ein ausgeglichenes Wesen. Er ist weder aggressiv noch schüchtern oder nervös. Er sollte sowohl gehorsam als auch angstfrei sein. Diese Eigenschaften ermöglichen es ihm, seine Arbeit – das Treiben und Beschützen der Schafsherde – mit Leichtigkeit zu erfüllen. Er ist ebenso ein guter Wachhund wie vorzüglich Familienhund, der engen Kontakt zu Kindern liebt.

Kopf:

Der Kopf ist gut proportioniert zur Gesamterscheinung sein, leicht kantig aber nicht spitz zulaufend.

Von der Seite gesehen verlaufen Schädel- und Fanglinie parallel. Der Typus ist geprägt von robustem Ausdruck, deutliche Augenbrauen (Haare ungefähr 4 cm lang, jedoch nicht die Augen verschleiernd) mit Schnurr- und Backenbart gut markiert.

Schädel:

Oberkopf:  Von vorne gesehen nicht flach, sondern leicht gewölbt mit leichter Stirnfurche.

Stopp: Wenig ausgeprägt, in gleichem Abstand zu Hinterhaupt und Nasenspitze.

Gesicht:

Nase: Gut entwickelt, stets schwarzer Nasenschwamm.

Fang: Kräftig und nicht zu lang, nicht spitz zulaufend. Nasenrücken gerade mit dünnen Schnurr- und Backenbart.

Wangen: Leicht gerundet.

Lippen: Dünn und fest anliegend.

Zähne: Kraftvolle Kiefer, vollständiges Scherengebiss.

Augen: Horizontal von mittlerer Grösse, oval, nicht hervorstechend, dunkle Farbe (die Augenfarbe darf abhängig von der Fellfarbe heller oder dunkler sein, jedoch nicht heller als haselnussbraun).

Ohren: Von mittlerer Grösse, breit an der Basis, hoch angesetzt, stets natürlich aufgerichtet getragen mit leicht runden Spitzen, unterschiedlich getragenen Ohren werden toleriert, jedoch nicht erwünscht.

Nacken: Kräftig und muskulös, von guter Länge, deutlich von den Schultern abgesetzt, stolz getragen.

Körper:

Kräftiger Knochenbau, ohne Übertreibung, mit strammer Bemuskelung.

Rücken: Gerade.

Lenden: Kräftig.

Kruppe: Leicht und gleichmässig nach hinten abfallend.

Brust: Bis zu den Ellbogen, jedoch nicht tiefer. Der unmittelbar hinter den Ellbogen gemessene Brustumfang ist um 1/5 grösser als die Widerristhöhe. Rippen am Ansatz gut gewölbt, abflachend bis zum Brustbein.

Unterbau und Bauch: Leicht angehockt.

Rute:

Natürliche Länge. Im Stand bis zum Sprunggelenk reichend, an der Spitze leicht gebogen getragen. In der Bewegung kann sie hoch getragen werden, jedoch niemals über dem Rücken. Die Haarlänger der Rute entspricht der Haarlänge des Körpers.

Gliedmassen:

Vorderhand: Aufrecht von Vorne und der Seite

Schulter: Lang und abfallend.

Ellbogen: Eng am Körper liegend.

Vorderfuss: Gerade und gut bemuskelt.

Mittelhand (Vordermittelfuss): Leicht nach vorne abfallend.

Fuss: Rund, kurz und kompakt.

Hinterhand: Parallel von hinten und aufrecht von der Seite.

Oberschenkel: Lang und gut bemuskelt.

Knie: Starke Winkelung.

Sprunggelenk: Leicht gebeugt, weder zu offen noch zu geschlossen.

Hinterfuss (Hintermittelfuss): Aufrecht

Fuss: Rund, kurz und kompakt. Keine Afterkrallen oder überzählige Zehen. Feste Fussballen. Nägel von dunkler Farbe.

Gangwerk und Bewegung:

Gescheimdig und frei. Mit eleganter und müheloser Erscheinung. Leicht raumgreifend in den Vorderbeinen mit parallelen bleibenden Gliedmassen.

Haarkleid:

Fell: Rau, mittellang. Es sollte sich fest anfühlen. Länge zwischen 5 und 6 cm am ganzen Körper und der Rüte. Feine, dichte Unterwolle.

Farbe: Fauve, fauve mit dunklem Widerschein, fauve charbonnée oder grau (vorherrschend dunkel).

Ohne grössere weisse Abzeichnungen (eine leichte weisse Abzeichnung an der Brust und an den unteren Füssen wird toleriert).

Haut:

Eng anliegend ohne Falten oder Wampen.

Höhe:

Am Widerrist:   Rüden: 60-65 cm

Hündinnen: 55-60 cm

Toleranz +/-1 cm

Fehler:

Jede Abweichung von den zuvor aufgeführten Kriterien sollte als Fehler angesehen und das Gewichten des Fehlers sollte im eindeutigen Verhältnis zu seiner Schwere und seinem Ausmass auf die Gesundheit und das Wohlergehen des Hundes gesehen werden.

Schwere Fehler:

  • Fehlen von 2 Zähnen ausser von P4 im Unterkiefer (P1 findet dabei keine Beachtung)
  • Rückbiss ohne Kontaktverlust der Schneidezähne
  • Sehr helle Augenfarbe
  • Über den Rücken geringelte oder extrem kurze Rüte.
  • Haarkleid mit lockiger Tendenz. Zu flaches Haarkleid, Länge weniger als 4 cm oder mehr als 7 cm. Schwaches oder wolliges Haarkleid.
  • Sehr unregelmässiges Gebäude oder Gliedmassen, besonders in der Hinterhand, stark ausgestellte Füsse, kuhhessisch.

Ausschliessende Fehler:

  • Aggressives oder übermässig schüchternes Verhalten
  • Mangel an Typus
  • Vorbiss oder Rückbiss mit Kontaktverlust der Schneidezähne
  • Fehlen von 2 P4 oder mehr als 2 anderen Zähnen (P1 findet dabei keine Beachtung)
  • Glasauge oder zu helles, ins Gelb gehende Auge
  • Nicht natürlich aufgerichtete Ohren
  • Rute: rudimentär oder fehlend
  • Farbe: schwarz, weiss, harlekin oder scheckig, zu grosse weisse Abzeichnungen auf der Brust, vollständig weisse Füsse, weiss vorherrschend
  • Höhe nicht innerhalb des vorgegebenen Standards (einschliesslich Toleranz). Höhen von bis  67 cm bei Rüden und 62 cm bei  Hündinnen werden nur bei sonstiger ausserordentlicher Qualität toleriert).

Hunde, die auffallende physische oder Verhaltensanormalitäten zeigen sollten disqualifiziert werden.

Anmerkung: Rüden müssen zwei deutlich fühlbar in das Skrotum abgestiegene Hoden haben.